Das Wichtigste in Kürze:
- Rotklee (Trifolium pratense) enthält Phytoöstrogene (Isoflavone), die dem weiblichen Sexualhormon Östrogen ähnlich sind
- Hauptanwendungsgebiet ist die Unterstützung bei Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Nachtschweiß und vermehrtem Schwitzen (¹).
Studien weisen zudem positive Effekte bei der Erhaltung der Knochendichte (³) und der Gefäßelastizität (²) hin Hinweis: Rotklee sollte nur in Absprache mit Ihrem Arzt eingenommen werden, wenn Sie eine östrogen-empfindliche Krebserkrankung haben oder hatten sowie während der Schwangerschaft/Stillzeit.
Rotklee (Trifolium pratense) ist eine vielseitige Pflanze aus der Familie der Fabaceae die nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in der Pflanzenheilkunde seit Jahrhunderten genutzt wird. Während sie in der Tierfütterung aufgrund ihres hohen Eiweißgehalts geschätzt wird, rückt Rotklee in der modernen Phytotherapie zunehmend wegen seiner potenziell hormonellen Wirkungen in den Fokus.
Im Mittelpunkt stehen die sogenannten Isoflavone – sekundäre Pflanzenstoffe, die dem menschlichen Hormon Östrogen in ihrer chemischen Struktur ähneln. Diese Substanzen haben in den letzten zwei Jahrzehnten zahlreiche Studien angestoßen, insbesondere im Zusammenhang mit Beschwerden, die durch hormonelle Veränderungen – etwa in den Wechseljahren – auftreten.
Rotklee wird heute insbesondere als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet, das Frauen bei Symptomen wie Hitzewallungen, Nachtschweiß und vermehrtem Schwitzen helfen könnte (¹).
Dieser Artikel bietet einen fundierten Überblick über die chemische Zusammensetzung, den Wirkmechanismus sowie die wissenschaftlich untersuchten Anwendungsbereiche des Rotklees – ausschließlich gestützt auf vier evidenzbasierte Studien.
Herkunft, Botanik und traditionelle Nutzung
Rotklee ist in Europa, Asien und Nordafrika beheimatet, wird aber heute in vielen weiteren Regionen angebaut und genutzt. Er bevorzugt sonnige Wiesen, Wegränder und Weideflächen mit durchlässigem Boden. Die krautige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 40 Zentimetern und ist leicht an ihren rundlichen, purpurfarbenen Blütenköpfen zu erkennen, die in dichter Form zusammenstehen.
Die charakteristischen, dreigeteilten Blätter sind ein weiteres Merkmal dieser Art. Botanisch gehört Rotklee zur Familie der Schmetterlingsblütler (Fabaceae), was auch seine Fähigkeit erklärt, über eine Symbiose mit Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft zu binden – ein ökologisch bedeutender Vorteil.
In der traditionellen Heilkunde wurde Rotklee bereits im Mittelalter genutzt – unter anderem erwähnt von Hildegard von Bingen. Die Pflanze fand in verschiedenen Formen Anwendung, etwa als Tee, Umschlag oder Tinktur. Heute lebt dieses Wissen in moderner Form weiter – vor allem in pflanzlichen Präparaten, die gezielt auf die Wechseljahre und hormonelle Umstellungsphasen abgestimmt sind.
Chemische Zusammensetzung und Inhaltsstoffe
Das wissenschaftliche Interesse an Rotklee richtet sich vor allem auf seine Isoflavone – pflanzliche Verbindungen aus der Gruppe der Phytoöstrogene, die strukturell dem körpereigenen Östrogen ähneln. Diese Substanzen stehen im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Untersuchungen zu Rotklee (¹)(²)(³), da sie selektiv an bestimmte Östrogenrezeptoren binden können.
Laboranalysen mit verschiedenen Extraktionsmethoden zeigen, dass Rotklee-Proben auch phenolische Verbindungen und Flavonoide enthalten, wobei die antioxidative Aktivität je nach Extraktionsverfahren variiert (⁴).
Phytoöstrogene und ihre Wirkung im Körper
Die im Rotklee enthaltenen Isoflavone gehören zur Gruppe der Phytoöstrogene – pflanzlichen Substanzen, die aufgrund ihrer chemischen Struktur an menschliche Östrogenrezeptoren binden können. Diese strukturelle Ähnlichkeit zum körpereigenen Östrogen ermöglicht es ihnen, hormonähnliche Wirkungen im Körper zu entfalten.
Die klinischen Studien zeigen, dass Rotklee-Isoflavone bei postmenopausalen Frauen – also Frauen mit natürlich niedrigem Östrogenspiegel – positive Effekte auf Wechseljahrsbeschwerden (¹) und den Knochenerhalt (³) haben können. Dies deutet darauf hin, dass die Isoflavone in dieser Lebensphase eine unterstützende Rolle spielen könnten.
Die individuellen Effekte können jedoch unterschiedlich ausgeprägt sein, wie die Studienergebnisse zeigen.
Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit von Rotklee
1. Wechseljahrsbeschwerden
Eine der zentralen Einsatzgebiete von Rotklee sind Beschwerden in den Wechseljahren. Diese umfassen Hitzewallungen, Nachtschweiß, Schlafstörungen, emotionale Schwankungen sowie Konzentrationsprobleme.
Mehrere Studien haben die Wirksamkeit von Rotklee-Extrakten bei diesen Beschwerden untersucht. In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie von Yigit & Unsal (2024) wurde die Wirkung eines standardisierten Rotklee-Extrakts auf 75 postmenopausale Frauen (39 Intervention, 36 Placebo) über einen Zeitraum von sechs Monaten untersucht (¹). Die Teilnehmerinnen erhielten zweimal täglich 40 mg Isoflavone (Gesamtdosis 80 mg/Tag). Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung sowohl der Wechseljahrsbeschwerden als auch der Blutfettwerte in der Behandlungsgruppe (¹).
Eine weitere Studie von Lambert et al. (2017) untersuchte fermentierte Rotklee-Isoflavone kombiniert mit Probiotika bei 62 perimenopausalen Frauen über 12 Wochen (⁵). Die Untersuchung verwendete objektive Messungen der Hautleitfähigkeit zur Erfassung von Hitzewallungen. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Reduktion der Häufigkeit und Intensität von Hitzewallungen sowie Verbesserungen der Schlafqualität im Vergleich zur Placebo-Gruppe (⁵).
Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung sowohl der Wechseljahresbeschwerden als auch der Blutfettwerte in der Behandlungsgruppe. Die Studie betont die Bedeutung einer standardisierten Dosierung und eines ausreichenden Zeitraums, um messbare Effekte erzielen zu können. Dennoch sind weitere Studien erforderlich, um die Langzeitsicherheit und optimale Anwendungsdauer zu bestimmen.
2. Knochengesundheit
Nach der Menopause verändert sich der Östrogenspiegel, was bei Frauen mit einer geringeren Knochendichte im Vergleich zu Männern einhergehen kann. In einer Studie von Thorup et al. (2015) wurde untersucht, ob Rotklee-Extrakt diesem Prozess entgegenwirken kann (³).
60 postmenopausale Frauen erhielten über zwölf Wochen täglich 150 ml eines fermentierten Rotklee-Extrakts mit 37,1 mg Isoflavonen. Die Ergebnisse zeigten, dass nur die Placebo-Gruppe einen signifikanten Rückgang der Knochendichte an der Lendenwirbelsäule aufwies, während die Behandlungsgruppe ihre Knochendichte erhielt (³).
Formen der Anwendung
Rotklee kann in verschiedenen Darreichungsformen eingenommen oder äußerlich angewendet werden. Die Wahl hängt vom individuellen Anwendungsziel sowie von persönlichen Vorlieben ab.
Rotklee-Tee
Eine der ältesten Formen der Anwendung ist der Rotklee-Tee. Dafür werden etwa 1–2 Teelöffel getrocknete Blüten mit 250 ml heißem Wasser übergossen. Die Ziehzeit beträgt rund 10 Minuten. Die Wirkstoffkonzentration ist relativ gering, daher eignet sich diese Form eher als begleitende Maßnahme.
Kapseln und Tabletten
In Apotheken und Reformhäusern sind standardisierte Rotklee-Präparate in Kapselform erhältlich. Diese enthalten meist zwischen 40 und 80 mg Isoflavone pro Tagesdosis und ermöglichen eine gezielte und konstante Zufuhr.
Flüssige Extrakte und Tinkturen
Rotklee ist in verschiedenen flüssigen Zubereitungen erhältlich, darunter alkoholische Tinkturen oder wässrige Extrakte. Wichtig ist hierbei die standardisierte Isoflavon-Konzentration und die Wahl eines Verfahrens, das eine möglichst hohe Bioverfügbarkeit der Wirkstoffe gewährleistet. Eine Meta-Analyse zeigt, dass Isoflavone in aglykoner Form besser aufgenommen werden und insbesondere für den Knochenerhalt relevant sein könnten (³). Isoflavone werden z. B. durch Fermentation zu Aglykonen. Hersteller verwenden unterschiedliche Methoden; Herrens Mark etwa setzt auf eine alkoholfreie, fermentierte Verarbeitung zur Aktivierung der Isoflavone.
Äußerliche Anwendungen
Rotklee wird in der Naturkosmetik zunehmend eingesetzt – etwa in Cremes, Lotionen oder Badezusätzen. Seine möglicherweise entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften machen ihn interessant für die Pflege reifer oder gereizter Haut.
Sicherheit, Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Rotklee gilt in therapeutischen Dosierungen als gut verträglich. In den untersuchten Studien traten nur selten Nebenwirkungen auf, und wenn, dann meist in milder Form:
- Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen oder Völlegefühl
- Leichte Kopfschmerzen
- Hautreaktionen (z.B. Rötung, Juckreiz)
Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung
In bestimmten Fällen ist es sinnvoll, vor der Einnahme von Rotklee-Präparaten ärztlichen Rat einzuholen – insbesondere:
- Während Schwangerschaft und Stillzeit
- Von Kindern und Jugendlichen
- Bei hormonabhängigen Krebserkrankungen ohne ärztliche Rücksprache
- Bei familiärer Vorbelastung mit Brust- oder Gebärmutterkrebs ohne besondere Vorsicht
Einordnung und Ausblick
Rotklee ist eine traditionelle Heilpflanze mit modernen Anwendungsmöglichkeiten. Die verfügbaren Studien zeigen, dass standardisierte Isoflavon-Extrakte aus Rotklee möglicherweise wirksam bei typischen Wechseljahrsbeschwerden (¹) und zur Unterstützung der Knochen sein können
Gleichzeitig bleibt zu betonen: Rotklee ist kein Wundermittel. Die Effekte sind individuell verschieden und nicht immer eindeutig belegt. Dennoch kann Rotklee – insbesondere in Form geprüfter und standardisierter Präparate – ein wertvoller Baustein innerhalb eines ganzheitlichen Gesundheitskonzepts sein.
Wichtig bleibt der verantwortungsvolle Umgang, insbesondere bei Vorerkrankungen oder bestehender Medikamenteneinnahme. Eine Beratung durch medizinisches Fachpersonal wird empfohlen.
Häufig gestellte Fragen zu Rotklee
Für was ist Rotklee gut?
Rotklee enthält so genannte Isoflavone – pflanzliche Phytoöstrogene, die dem menschlichen Hormon Östrogen ähnlich sind und daher eine hormonähnliche Wirkung haben können. Rotklee wird vor allem bei Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen eingesetzt.
Studien legen nahe, dass standardisierte fermentierte (indæsttes) Extrakte aus fermentiertem Rotklee zur Linderung dieser Symptome eingesetzt werden können (¹).
Wann sollte man vor der Einnahme von Rotklee ärztlichen Rat einholen?
Bestimmte Lebenssituationen erfordern besondere Vorsicht bei der Verwendung von Rotklee-Präparaten. So wird empfohlen, während der Schwangerschaft und Stillzeit vor der Einnahme ärztlichen Rat einzuholen, da bislang keine ausreichenden Sicherheitsdaten vorliegen. Auch für Kinder und Jugendliche ist die Anwendung nicht geeignet, da die enthaltenen Isoflavone hormonähnlich wirken können. Bei bestehenden oder früheren hormonabhängigen Krebserkrankungen – wie Brust-, Gebärmutter- oder Eierstockkrebs – sowie bei familiärer Vorbelastung sollte die Einnahme grundsätzlich mit medizinischem Fachpersonal abgestimmt werden.
Welche Nebenwirkungen hat Rotklee?
In den vorliegenden Studien war Rotklee in den untersuchten Dosierungen gut verträglich. Dennoch können in seltenen Fällen Nebenwirkungen auftreten, vor allem bei empfindlichen Personen oder bei Überschreitung der empfohlenen Dosierung.
Zu den dokumentierten Nebenwirkungen zählen leichte Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Übelkeit oder Durchfall, Kopfschmerzen, Hautreaktionen wie Rötungen oder Juckreiz sowie vereinzelt ein Spannungsgefühl in der Brust. Diese Effekte sind meist vorübergehend. Bei anhaltenden Beschwerden sollte die Einnahme beendet und ärztlicher Rat eingeholt werden.
Welche Wirkung hat Rotklee auf Östrogene?
Die Isoflavone im Rotklee ähneln dem körpereigenen Hormon Östrogen und können sich an die sogenannten Beta-Östrogenrezeptoren (ER-β) binden, die vor allem in Knochen, Blutgefäßen, Haut und im Gehirn vorkommen. Dadurch entsteht eine östrogenähnliche Wirkung – allerdings deutlich schwächer als bei körpereigenem oder synthetischem Östrogen.
Interessanterweise entfalten die Phytoöstrogene ihre Wirkung je nach Hormonlage unterschiedlich: Bei niedrigem Östrogenspiegel wirken sie aktivierend, bei hohem Spiegel tendenziell blockierend. Fachlich bezeichnet man diese Eigenschaft als selektive Östrogenrezeptor-Modulation. Diese gezielte Wirkung wird als Vorteil gegenüber klassischer Hormonersatztherapie gesehen, ist aber individuell unterschiedlich ausgeprägt.
Quellen
(¹) Yigit, E. & Unsal, S. (2024). Isoflavones obtained from red clover improve both dyslipidemia and menopausal symptoms in menopausal women: a prospective randomized placebo-controlled trial. Climacteric, 27(6), 548-554
- ² Nestel, P. et al. (1999).Isoflavones from red clover improve systemic arterial compliance but not plasma lipids in menopausal women. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 84(3), 895–898.
(³) Thorup, A.C. et al. (2015). Intake of novel red clover supplementation for 12 weeks improves bone status in healthy menopausal women. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, 2015, 689138.
(⁴) Esmaeili, A.K. et al. (2015). Antioxidant activity and total phenolic and flavonoid content of various solvent extracts from in vivo and in vitro grown Trifolium pratense L. (red clover). BioMed Research International, 2015, 643285.
- (⁵) Lambert, M.N.T. et al. (2017). Combined red clover isoflavones and probiotics potently reduce menopausal vasomotor symptoms. PLOS ONE, 12(6), e0176590.